Die sieben Tugenden
Attraktivität; Intelligenz; Sex ...
1. Attraktivität An sich kein subkulturell-spezifisches Thema, wäre da nicht die Marschroute „Krasser, geiler, schöner“ gepaart mit dem weitestgehend völligen Ausbleiben eines Bescheidenheitsgeschmacks. 2. Intelligenz Keine Angst, hier geht es nicht um Matheaufgaben oder irgendwelche Quotienten. 3. Sex Ein wahrhaft heikles Thema: Alle wollen ihn, viele haben ihn. Doch sind diese somit auch glücklich? „Du bist, wen Du fickst.“ Für den Grufti von Welt eine allzu verlockende Perspektive. Also: Fingernägel gewetzt und auf ins Vergnügen. Kleiner Tip: Ein Ausbleiben von Reflexion über die geschilderten Umstände ist diesem Ziel durchaus förderlich. 4. Authentitzität Vielleicht das schwierigste Feld im bunten Strauß der Felder. Authentisch ist einfach jeder ... oder ist es keiner? Es gestaltet sich als schwierig, überhaupt festmachen zu wollen, was Authentizität eigentlich sein soll. Zumal es einfach niemanden gibt, der irgendwie unauthentisch auftritt oder so aussieht, auch wenn das adequate Styling (s. 1) erst am Tag zuvor eingekauft wurde. Aber auch jene Stillen unter uns, die alles mit Leib und Seele aufgesogen haben und den wahren Durchblick durch das Dickicht der Symbole und Rituale besitzen, die musikalisch (vgl. 6) sehr bewandert sind und immense Wissensbestände diesbezüglich (Achtung: dies hat mit Intelligenz - vgl. 2 - nichts zu tun!!) aufweisen, werden schnell zu Spielbällen der Eitelkeit. Die Falle der Arroganz droht, auch wenn sie in Zeiten der Konjunkturflaute zum Preis gesteigerter Reflexion etwas aufgetaut werden kann. 5. Arroganz Sie fühlen sich unsicher beim Betreten eines Raumes mit fremden Menschen? Wenn Sie von einem fremden Menschen angesprochen werden, aber nicht wissen, wie Sie reagieren sollen, fühlen Sie sich unwohl und beklommen? Haben Sie Angst, das Falsche zu sagen oder nicht ernst genommen zu werden? Ist es für Sie das allerwichtigste, immer das Gesicht zu wahren? Fühlen Sie sich einfach scheiße, wenn Sie genau merken, dass Sie gerade etwas Peinliches getan haben und trotzdem versuchen, es irgendwie krampfhaft souverän zu überspielen? Sie kennen eine Band nicht, haben aber Angst dies zuzugeben? Der Mensch, der Sie anspricht, gefällt Ihnen nicht aber Sie wissen nicht, wie sie geschickt aus der Bresche springen können? Vielleicht haben Sie auch einfach Schiss, freundlich zu sein, um nicht verletzbar zu werden? Sie wissen nicht, wie Sie ihren Schwarm beeindrucken sollen? Reflexion ist Ihnen zu anstrengend? Dann seien Sie arrogant! "Arroganz - Und die Unsicherheit kann gehen." 6. Musik Hier sind wir bei einem höchst interessanten, da ambivalenten Themenfeld angelangt. Musik vermag vermeintlich Erstaunliches zu leisten, da sie als echte Intention aufgefasst werden kann, welche Menschen in Diskotheken lockt, obwohl kein unmittelbares Sexualmotiv mit seinen korrelierenden Profilneurosen (vgl. dazu 1-5) ihr inhärent ist. Dennoch aufgepasst: Tanzen macht nicht nur Laune - nein - es ist auch Ihre Chance zu glänzen. Rhythmusgefühl ist sekundär: Style ist hier, was zählt. Doch selbst wenn Sie voll im Rhythmus liegen, tanzen Sie auf keinen Fall so, wie es Ihnen gefällt. Schauen Sie sich um und orientieren Sie sich an Ihrem Umfeld. Die Tanzfläche ist der Ort, an dem Attraktivität (vgl. 1) erst richtig zur Geltung kommt (Intelligenz bestimmt irgendwie auch). Und das fordert Ihre Beobachtungs- und Umsetzungsgabe! Also: Schuhe poliert und hoch das Bein (sollte Ihr Absatz nicht ein zu hohes Gewicht aufweisen). 7. Selbstironie Selbstironie ist ein immens wichtiges Feld. Vielleicht sogar das wichtigste von allen. Das heißt natürlich noch lange nicht, dass sie auch das beliebteste oder verbreitetste Feld ist. Dennoch birgt Sie zahlreiche Chancen: Sie können z.B. ohne weiteres beliebige Facetten der zuvor genannten Felder auswählen und in Ihr Verhalten adaptieren und bei externer Kritik lächelnd auf Ihre Selbstironie verweisen. Sie können auch Ihre Internetprofile (vergessen Sie nicht, sich auch bei Myspace anzumelden, nur dort ist Authentizität - vgl. 4 - vollends gewährleistet) mit interessanten, mehrdeutigen Anspielungen versehen, ohne dass Sie jemand einfach so darauf festnageln kann. Vergessen Sie jedoch niemals die Gefahr, durch zu plumpes Auftreten den schillernden Umhang der Selbstironie beflecken zu können und unterziehen Sie sich und Ihren Umhang daher einem regelmäßigen reflexiven Waschgang bei mindestens 60°. (C) Captain-Gruft 2008 |